Für und Wider Nahrungsergänzung

Nahrungsergänzung

Was haben Kosmetikprodukte und Nahrungsergänzungsmittel gemeinsam? Beide versprechen das Blaue vom Himmel, sind preiswert in der Herstellung, werden mit viel Profit verkauft, werden von vielen Millionen Deutschen gekauft, und haben dieselbe Wirkung: nämlich keine!?

Was würde geschehen, wenn Sie von heute auf morgen auf Kosmetikprodukte verzichten würden, sagen wir mal Hautcremes? Würde Ihre Haut dann rissig und rauh? Würde sie nach Schweiß riechen oder würde sie gar krank? Nichts von alledem. Hautpflegeprodukte sind eine Erfindung des frühen 20. Jahrhunderts. Hautcremes machen Sie nicht gesünder und auch nicht schöner und schon gar nicht jünger. Vielleicht wissen Sie das sogar alles. Aber Sie werden auch ob dieses Wissens in Zukunft nicht auf Hautpflegeprodukte verzichten. Sie werden Ihre Haut regelmäßig eincremen, weil es so viele tun und hauptsächlich aus dem einen Grund, weil Sie sich dadurch besser fühlen. Sie fühlen sich gepflegter, Sie fühlen sich gesünder und Sie fühlen sich jünger. Es fühlt sich richtig für Sie an und Sie haben das Gefühl, sich etwas Gutes zu tun.

Wie mit den Hautpflegeprodukten, so verhält es sich mit den Nahrungsergänzungsmitteln, einer Erfindung des späten 20. Jahrhunderts. Sie verschaffen Ihnen dieselben Gefühle wie bei der Verwendung von Hautcremes. Es fühlt sich richtig an, Sie haben das Gefühl, etwas für Ihre Gesundheit zu tun, Sie fühlen sich fitter und gesünder und haben die kleine Hoffnung, dem Alter ein Schnippchen zu schlagen.

Doch ist es nicht ausreichend, sich gesund zu ernähren? Sind dann die vielen Nahrungsergänzungsmittel, von denen Sie in jeder Apothekenauslage freundlich angelächelt werden und die in den Drogeriemärkten in immer zahlreicheren Varianten angeboten werden, nicht hinaus geschmissenes Geld? Diese Frage zu beantworten ist nicht ganz einfach.

Es gibt Ernährungsexperten, die behaupten, dass eine vollwertige Kost alle notwendigen Stoffe enthält, um den Bedarf an essentiellen Nährstoffen zu decken. Jede zusätzliche Zufuhr in Form von Nahrungsergänzungsmitteln sei völlig unnötig, manche behaupten sogar, es schade der Gesundheit.

Aber, wenn dem so wäre, wie kann es sein, dass der Markt für Nahrungsergänzungsmittel immer größer wird. Können so viele Millionen Menschen irren, getäuscht von einer Industrie, die mit billig herzustellenden Supplementen in den letzten Jahren Milliardenumsätze erzielte. Allein das Monopräparat Magnesium brachte es in 2014 auf einen Umsatz von 184 Millionen Euro.

Licht ins Dunkel mit wissenschaftlichen Studien

Vielleicht bringen wissenschaftliche Studien etwas Licht ins Dunkel. Als Beispiel für die Schädlichkeit von zu viel Vitaminen wird häufig eine Studie aus dem Jahr 1994 aufgeführt, wo die positive Wirkung von Vitamin E und Beta-Carotin untersucht werden sollte. Im Gegensatz zur vermuteten gesundheitsfördernden Wirkung der supplementierten Stoffe stellte sich heraus, das Raucher, die Beta-Carotin zu sich nahmen, eine um 8 Prozent erhöhte Gesamtsterblichkeit aufwiesen.

Eine andere Studie scheint geradezu das Gegenteil zu beweisen. In einer Langzeitstudie über 11 Jahre wurden 15 000 Männer über 50 Jahren untersucht. Die Gruppe der Männer, die täglich ein Multivitaminpräparat einnehmen musste , hatte ein um 8 Prozent niedrigeres Krebsrisiko, als die Vergleichsgruppe, die keine extra Vitamine zu sich nahmen. Das Ergebnis veranlasste die Harvad School of Public Health dazu, Menschen mittleren und höheren Alters dazu zu raten, täglich eine Multivitamintablette zu sich zu nehmen.

Nährstoffberdarf ist unterschiedlich

In der Tat gibt es Personengruppen mit einem höheren Nährstoffbedarf, der durch normale Kost eben nicht gedeckt werden kann. Dazu gehören vor allem alte und chronisch kranke Menschen, Schwangere, Stillende, Kinder im Wachstum und Menschen, die körperlich oder geistig hart arbeiten müssen.

Außerdem scheint es in breiten Bevölkerungsschichten mit vollwertiger Ernährung nicht weit her zu sein. Um das Ernährungsverhalten der Deutschen auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen führte das Max Rubner Institut eine „Nationale Verzehrstudie“ durch. Die Studie wurde zwischen 2005 und 2007 bei knapp 20 000 Personen im Alter zwischen 14 und 80 Jahren durchgeführt. Die Studie hatte zum Ziel, dass Ernährungsverhalten der Deutschen zu untersuchen und daraus die resultierende Nährstoffzufuhr zu berechnen.

Die Ergebnisse lassen aufhorchen: die untersuchten Personen aßen im Mittel zu wenig pflanzliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse und zu viel tierische Produkte. Männer ernähren sich dabei deutlich ungesünder als Frauen. So essen sie mit ca. 150 Gramm Fleisch und Wurstwaren in etwa die doppelte Menge wie Frauen, die auf etwas über 80 Gramm kommen. Nach Nahrungsergänzungsmitteln befragt, gaben 28 % an, diese regelmäßig zu konsumieren. Ab einem Alter von 65 Jahren werden die meisten Supplemente eingenommen.

Eine zweite „Nationale Verzehrsstudie“ aus dem Jahr 2008 ergab folgendes: 82 % der Männer und 91 % der Frauen nehmen über die Nahrung zu wenig Vitamin D auf. 79% aller Männer und 86% aller Frauen bleiben unterhalb der empfohlenen Zufuhr an Folsäure. Außerdem nimmt etwa die Hälfte der untersuchten Personen zu wenig Vitamin E zu sich und etwa ein Drittel zu wenig Vitamin C.

Was Sie über Nahrungsergänzungsmittel wissen sollten:

Sind Nahrungsergänzungsmittel Medikamente und somit apothekenpflichtig?
Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente. Nahrungsergänzungsmittel gehören nicht zu den Arzneimitteln, sondern zu den Lebensmitteln. Die von den Herstellern empfohlene Verzehrempfehlung liegt in einem Bereich, wo keine gesundheitsgefährdenden Nebenwirkungen zu erwarten sind.

Ist eine hoch dosierte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln besser als eine niedrig dosierte?
Die Antwort lautet: nein. Viel hilft nicht viel. Jedoch gilt auch bei Nahrungsergänzungsmitteln wie bei Medikamenten: eine Mindestdosis ist notwendig, damit eine Wirkung erzielt werden kann.

Kann man mit einer hohen Dosis eines Vitamins Krankheiten heilen?
Mit Hilfe von Nahrungsergänzungsmitteln können keine Krankheiten geheilt werden. Lediglich Mangelzustände können ausgeglichen und das allgemeine körperliche und geistige Wohlbefinden gesteigert werden.

Gibt es einen Unterschied zwischen Monopräparaten und Naturprodukten?
Bei echten Mangelzuständen eines Vitalstoffes sind durchaus Monopräparate, das heißt Mittel, die nur einen biologisch aktiven Stoff enthalten, welcher zumeist synthetisch hergestellt wurde, zu empfehlen. Bei Mitteln, die mehr auf eine allgemein Stärkung der physischen und psychischen Ressourcen abzielen, scheinen Extrakte aus Naturstoffen bessere Wirkung zu erzielen. In den Extrakten ist ein Vielzahl in biologisch aktiven Substanzen enthalten, die im Zusammenspiel eine deutlich bessere Wirkung erzielen.


Quellenangabe:
https://www.mri.bund.de/NationaleVerzehrsstudie